Chronik 1936 - 1945

 

1936
Musikfest in Abfaltersbach, Gesamtspiel Marsch "Graf Zeppelin"
Anm.: Alljährlich machten die Feuerwehren Strassen und Abfaltersbach den Ort wechselnd gemeinsame Löschübungen, die mit gemeinsamen Konzerten ausklangen.

Am 5. 6. 1936 überreichte Erzherzog Eugen in Begleitung von Erzherzogin Adelheid in Strassen das Dankschreiben Otto von Habsburgs für die Ehrenmitgliedschaft: Episode: Drei Strassener Burschen wollen bei der Erzherzogin "fensterln".

 

1937
Begräbnis der Fahnenpatin Anna Schneider in Sillian
Die Musik von Strassen wurde vom Fremdenverkehrsverband Osttirol auserkoren, auf Werbefahrt in Wien aufzutreten
Fahrt nach Innsbruck zur Landeskundgebung
28. 9.: vormittag: Einweihung der Herma v. Schuschnigg-Gedächtniskapelle in St. Veit i. Def.
nachmittags: Bundesmusikfest und Wettspiel in Thal, Ergebnis: 1. Preis

 

1939 - 1945
Obwohl durch Einrückungen der Stand auf 17 Mann reduziert war, kamm die Kapelle den ortsüblichen Verpflichtungen nach; besonders schmerzlich waren die Sterbegottesdienste mit Trauermusik für die zehn gefallenen Musikkameraden, bei denen die Musikanten geschlossen zur Kommunion gingen. Auch alle anderen Gottesdienste für gefallene Strassener wurden mit Trauermusik umrahmt. 

 

Ein stück Dorf- und Zeitgeschichte
Erzählt vom langjährigen Musikant und Feuerwehrhauptmann Peter Weiler Galler 

Von Erzählungen meiner Eltern weiß ich, wie schwierig der kulturelle Wiederaufbau nach dem ersten Weltkrieg war. Der Einsatz des musikalisch hochbegabten Tischlermeisters Wieser und seiner Kameraden brachte unsere Musikkapelle in wenigen Jahren zur Hochblüte.

Ich, Jahrgang 1932, musste schon als Kind erleben, wie unser Heimatland und andere Teile und Völker Europas vom Nationalsozialismus beherrscht wurden. Die örtlichen Vereine wurden durch den zweiten Weltkrieg vieler Mitglieder beraubt. Viele meiner Mitschüler und ich hatten aber das Glück, Eltern und Vorgesetzte zu haben, die versuchten, die kulturellen, geistigen und religiösen Werte auch unter diesen schwierigen Umständen zu verteidigen und weiterzugeben. Zu diesen zählte auch Wieser. Unvergesslich bleiben mir bis heute die Gestaltungen der Sterbegottesdienste für die gefallenen Kameraden von Musik und Chor. Alle Musikanten erschienen in Tracht. Wenn der Trauermarsch und das "Lied vom guten Kameraden" erklangen, dann spürte man förmlich wie der Familienvater und Soldat des 1. Weltkrieges Wieser mit seinen musikalischen Fähigkeiten versuchte, die tiefe Not, die Trauer und den Schmerz der betroffenen Familien zu lindern und Anteilnahme zu bekunden. Bei dieser Persönlichkeit stand ich in den letzten Kriegsjahren in Ausbildung und ab 1944 war ich Mitglied "seiner" Kapelle.

Endlich - der Krieg war vorbei - die Welt atmete auf. Voll Hoffnung und Sehnsucht wartete man auf die Heimkehrer. Ich erinnere mich noch gut, wie schwere Panzer und andere Fahrzeuge der Siegermächte bei der Fronleichnamsprozession im Juni 1945 die Wege säumten; ein ungewohntes Bild für uns junge Musikanten.

Im Vereinsleben unseres Dorfes war nach diesem schrecklichen Krieg nicht Resignation angesagt; Zusammenhalt und gemeinsamer Aufbau des dörflichen Lebens waren gefragt. Kapellmeister Wieser, Obmann Jakob Huber mit seinem Ausschuss und die Musikanten erlebten schon bald wieder musikalische Höhenflüge; die Voraussetzung dafür waren: Pünktlichkeit, Ordnung, Disziplin und der gemeinsame Wille zur Leistungssteigerung. Mit zu den schönsten Erinnerungen zählen neben den örtlichen Festlichkeiten, Primizen, Musikfesten mit den obligaten Wertungs- oder Einzelspielen die Einladungen ins benachbarte Südtirol. Anlässe zu besonderer Freude waren für uns Jungmusikanten die Konzerte am Hauptplatz in Lienz und die alljährlichen Konzerte im Gasthof "Rose" Hier erfreuten sich bis zu 600 Personen im herrlichen Gastgarten an unseren Darbietungen. Auffallend war auch, daß zu allen großen Anlässen im Bezirk die Musikkapelle Strassen vertreten war. Am 26. Mai 1946 übernahmen wir bei der großen Südtirolerkundgebung in Lienz die musikalische Gestaltung der Festmesse in der Pfarrkirche St. Andrä und beteiligten uns beim anschließenden Aufmarsch zum Stadtplatz. Am 19.Oktober 1947 umrahmte unsere Musik allein den Festakt mit Übergabe der historischen Urkunde vom Land Kärnten an das Land Tirol im Kolpingsaal Lienz (Rückgliederung Osttirols von Kärnten). Neben den Vertretern der vier Besatzungsmächte waren hohe Beamte, die Landeshauptleute von Kärnten und Tirol, der Bundespräsident mit den höchsten Beamten anwesend. Die Musikstücke und Märsche - ausschließlich von unserem Kapellmeister Wieser ausgewählt -, wurden solid und exakt vorgetragen, sodaß wir mit tosendem Applaus bedankt wurden. Nach anschließendem Konzert nahmen wir auch am historischen Festzug durch die Stadt teil. Am 19. September 1948 spielten wir bei der Kundgebung von Bundeskanzler Dr. Figl. Wir gaben ein Konzert am Hauptplatz Lienz und am Abend festliche Musik im Kolpingsaal zu Ehren des anwesenden Bundeskanzlers und seiner hohen Begleitung. Die vielen Fahrten auf der offenen Ladebrücke des LKWs, bereitgestellt von unserem Mitglied Pius Weiler, waren uns allen ein Vergnügen besonderer Art; es bleibt unvergessen. Zu einem wahren Fest der Heimatgemeinde von Strassen wurde die glückliche Heimkehr unserer Kriegsteilnehmer im Jahre 1948 gestaltet. Kapellmeister Wieser und mein Vater, Peter Weiler vulgo Galler, als damaliger Schützenhauptmann hatten gemeinsam die Planung, Vorbereitung und Durchführung des Festprogrammes zu Ehren lebender und verstorbener Kriegskameraden übernommen. Es war ein von der gesamten Bevölkerung getragenes Hochfest, das spürbar machte, welch hohe Güter Friede und Freiheit sind.

Ein trauriger Tag für die Musikanten war Sonntag, der 25.9.1950. Wir waren zur sonntäglichen Nachmittagsprobe erschienen. Die Aufführung des Tongemäldes "Der Traum eines österreichischen Reservisten" wurde einstudiert. Noch in der folgenden Nacht verstarb Kapellmeister Wieser im Alter von 52 Jahren an Herzversagen. Sein erfolgreiches Wirken und Arbeiten für Familie und Heimat wurde jäh unterbrochen.

Wie sehr er geschätzt wurde, zeigte sich in der überaus großen Anteilnahme an der Trauerfeier. Was Wieser in den 30 Jahren als Kapellmeister, Musiklehrer, Notenschreiber und auch als Verfasser von Gedichten für uns Musikanten und für die Heimat geleistet hat, bleibt unvergessen, und ich möchte ihm und allen Vorgesetzten und Kameraden danken, daß ich in dieser Gemeinschaft und Kameradschaft mitwirken durfte.

Mit dem Leitspruch: "Altes erhalten und Neues gestalten" möchte ich der Kapelle ein schönes Jubiläumsfest und weiterhin Harmonie und Geschlossenheit wünschen. Macht so weiter!

Peter Weiler sen., Galler